Wie hängt Ohrensausen mit Tinnitus zusammen?

Zusammenhang Ohrensausen und Tinitus

Viele Tinnituspatienten klagen über Ohrensausen, wobei nicht jeder dasselbe damit meint. So bezeichnen einige grundsätzlich jedes Ohrgeräusch als Ohrensausen, während andere nur bei Rauschen von Ohrensausen sprechen. Wiederum andere nennen Geräuscheindrücke Ohrensausen, die in ihrer Intensität eher an eine Kreissäge erinnern und kaum noch erträglich sind, worüber der verwendete Begriff „Ohrensausen“ hinwegtäuscht. Über diese höchst individuelle Hörempfindung eines Tinnitus sollte sich jeder behandelnde Arzt also im Klaren sein.

Junge hält sich die Ohren zuHinzu kommt, dass auch ein einzelner Betroffener unterschiedliche Wahrnehmungen seiner Ohrgeräusche haben kann, die zum Beispiel von einem kreissägenähnlichen Geräusch zu einem besser erträglichen sanfteren Rauschen wechseln können, um dann wieder in ein störenderes Pfeifen überzugehen. Auch zeitgleiche Kombinationen von Geräuschen sind möglich. Jeder Betroffene erlebt seinen Tinnitus individuell und gibt seine Eindrücke entsprechend subjektiv wieder. So kann dasselbe Phänomen von mehreren Patienten unterschiedlich beschrieben werden.

Das Ohrensausen von Tinnitusbetroffenen kann ständig oder phasenweise bestehen, es ist mal lauter, mal leiser und wechselt seine Klangcharakteristik.

 

Was Ohrensausen für Tinnituspatienten bedeutet

Zahlreichen Betroffenen ist ihr Ohrensausen lästig. Andere fühlen sich davon stärker beeinträchtigt. Tinnitus Therapien konzentrieren sich darauf, Betroffene dazu zu bringen, das Ohrensausen in ihr Leben zu integrieren. Bei einem auf diese Weise erreichten „kompensierten Tinnitus“ nehmen die Betroffenen zwar immer noch ihren Tinnitus wahr, empfinden diesen aber nicht mehr als störend. Stattdessen besetzen sie ihn positiv, indem sie sich zum Beispiel darunter einen murmelnden Bach vorstellen oder im Wind rauschende Zweige. Oft gelingt dies auf verhaltenstherapeutischem Wege oder im Rahmen einer unterstützenden psychologischen Behandlungsmethode. Hierbei steht am Beginn die Klärung, was das Ohrensausen speziell für diesen Patienten bedeutet. Vernimmt der Patient sein Tinnitus-Ohrensausen eher beiläufig als leichtes Rauschen oder beeinträchtigt es ihn stärker, fühlt er sich womöglich sogar davon bedroht? Erst nach Beantwortung dieser Frage lässt sich ein Therapieansatz finden, der Erfolg verspricht.

Welche Ohrgeräusche sind typisch für Tinnitus?

Tinnitus äußert sich auf sehr unterschiedliche Arten von Ohrgeräuschen. Sie fallen nicht nur von Patient zu Patient verschieden aus. Auch ein einzelner Betroffener erlebt durchaus Variationen seiner tinnitusbedingten Geräuscheindrücke. Diese können in ihrer Stärke sowie Klangeigenschaft wechseln. Ein Sirren kann zu einem Summen werden oder ein Klingeln von einem Rauschen im Ohr begleitet sein. Es kann schon mal der Gedanke an ein Tinnitus-Orchester aufkommen.

Patienten schildern ihre Ohrgeräusche häufig so:

–    Reintöne in einer Skala variierender Tonhöhen
–    Rauschen in schmalem oder breitem Frequenzspektrum
–    vielfältige Geräusche wie Klingeln, Summen, Sirren, Knacken, Pfeifen usw.

Dabei können diese Ohrgeräusche sowohl ununterbrochen als auch phasenweise auftreten. Ihre Intensität kann schwanken, eine Klangvariation eine andere ablösen oder unterschiedliche Geräusche eine Kombination eingehen, wie beispielsweise ein von Rauschen untermaltes Pfeifen.

Die Bedeutung von Geräuschen

Für Mensch und Tier ist die Fähigkeit zur Geräuschwahrnehmung von essenzieller Bedeutung. Menschen und viele Tiere kommunizieren über Geräusche, außerdem signalisieren ihnen Geräusche oft rechtzeitig drohende Gefahren. Menschen hören Alarmsirenen und bringen sich in Sicherheit, Tiere bemerken Angreifer. Außerdem können Geräusche wie entspannende Musik oder Bachplätschern beruhigen.

Im Alltag sind ständig zahlreiche Geräusche zu hören. Das Gehirn ist daran gewöhnt und trennt automatisch wie ein Filter Wichtiges von Unwichtigem. Dieser Prozess geschieht individuell. Während ein Großstadtbewohner Autolärm kaum noch bewusst wahrnimmt, ihm das typische Knattergeräusch eines Traktors jedoch gleich auffallen würde, empfindet ein Dorfbewohner dies andersherum.

Ebenso gilt dies für einen Tinnitus. Bei den Ohrgeräuschen der Patienten handelt es sich um sehr subjektive Eindrücke. So steht am Anfang der Behandlung die Frage an den Patienten, warum dieser sein Ohrgeräusch nicht ignorieren kann, sondern es für ihn eine solche Beeinträchtigung bedeutet.

Tinnitus-Symptome

Tinnitus kann ausgesprochen quälend sein. Es kann sich ein so starker Leidensdruck aufbauen, dass die Betroffenen sich krank fühlen. Trotzdem stellt Tinnitus keine Erkrankung, sondern ein Symptom dar.

Tinnitus-Primärsymptome

Charakteristisch für Tinnitus sind Ohrgeräusche in individuell unterschiedlicher Ausprägung. Ein Rauschen, Klingeln im Ohr, Pfeifen, Sirren, Summen oder Pochen, gelegentlich auch gemischt, begleitet den Betroffenen ununterbrochen oder in stets neu auftretenden Phasen. Dabei können sie schwächer oder stärker auftreten, was häufig abhängig ist von aktuellen seelischen Belastungen, körperlicher Anstrengung oder besonderen Situationen. Eine laute Außenumgebung kann die Geräuschkulisse des Tinnitus überlagern und dessen Wahrnehmung minimieren.

Tinnitus-Sekundärsymptome

Als Sekundärsymptome sind die Symptome zu verstehen, die Folgen eines Hauptsymptoms sind – hier Tinnitus. Beim Auftreten von Sekundärsymptomen ist in diesem Fall auch von einem dekompensierten Tinnitus zu sprechen. Schlafstörungen, nachlassende Konzentrationsfähigkeit, Angstzustände und Depressionen als Tinnitus-Sekundärsymptome können so stark werden, dass Betroffene einen geregelten Alltag nicht mehr bewältigen können.

Tinnitus-Begleitsymptome

Als Begleitsymptome gelten Symptome, die parallel zum Hauptsymptom entstehen, jedoch nicht als dessen Folgesymptome zu betrachten sind. Typisch für Tinnitus sind dies beispielsweise weitere Störungen des Gehörs oder Muskelverspannungen. Der Leidensdruck kann schließlich zum sozialen Rückzug führen, in Arbeitsunfähigkeit münden und in schweren Fällen sogar Selbstmordgedanken aufkommen lassen.

Bei einer erfolgreichen Tinnitus-Behandlung gehen fast immer auch die Sekundär- und Begleitsymptome zurück.

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