Die Behandlung des Tinnitus

nurse´s hand adjusting an IV dripZwar stehen einige pauschale Behandlungsansätze zur Verfügung, die einen Tinnitus im Allgemeinen lindern können, dennoch ist es erforderlich, jeden einzelnen Patienten mit Ohrgeräuschen genauestens zu diagnostizieren. Sind Ursache und Lokalisation des Tinnitus bekannt, kann die Therapie häufig deutlich effektiver gestaltet werden und in vielen Fällen wird der Tinnitus auf diese Weise sogar ursächlich behoben.

Grundsätzlich stützt sich die Tinnitus-Therapie jedoch auf medikamentöse Behandlungsansätze und verschiedene Akut-Therapien. Darüber hinaus richtet sich die Behandlung nach der Dauer des bestehenden Tinnitus. Die verschiedenen Verläufe werden demnach wie folgt therapiert:

Akuter Tinnitus

Die Behandlung erfolgt mittels Infusionen mit Kochsalz und Zucker, immer in Zusammensetzung mit Entzündungshemmern, die die Haarzellen des Innenohrs aktivieren sollen.

Subakuter und chronischer Tinnitus

Bei diesen beiden Verlaufsformen sind die Chancen auf Heilung weniger gut als bei einem akuten Tinnitus. Die Therapie erfolgt ebenfalls über Kochsalz- und Zuckerinfusionen mit Entzündungshemmern, wird aber in beiden Fällen meist noch um eine Psychotherapie ergänzt. Im Rahmen der Therapie lernen Betroffene verschiedene Entspannungstechniken, die ihnen das Leben mit dem Tinnitus erleichtern sollen.

Medizinische Grundbehandlung des Tinnitus

Hierzulande stützt sich nahezu jeder erste Behandlungsversuch eines Tinnitus auf die Infusionstherapie. Verabreicht werden dabei sowohl Kochsalze und Zuckerlösungen als auch Vitaminpräparate, Kortison zur Reaktivierung der Immunabwehr oder Lokalanästhetika. Auch Präparate, die die Durchblutung des Innenohrs fördern, so etwa Ginkgo, Betahistin oder Pentoxifyllin, kommen zum Einsatz. Diese Wirkstoffe helfen gezielt gegen Schwindel, Übelkeit, Schmerzen und Ohrgeräusche. Ob diese Medikamente in Tablettenform oder mittels Infusion verabreicht werden, hängt von der Schwere und der mutmaßlichen Ursache des Tinnitus ab. Die Infusionstherapie ist besonders in Deutschland und wenigen anderen mitteleuropäischen Ländern üblich, wird jedoch in den meisten Ländern aufgrund des umstrittenen Nutzens nichts praktiziert.

HOB Hyperbare Sauerstofftherapie

Die Hyperbare Sauerstofftherapie, wie sie beispielsweise auch bei einem Hörsturz angewendet wird, ist ein umstrittener Behandlungsansatz, der von den Krankenkassen in der Regel nicht finanziell gefördert wird. Die hyperbare Sauerstofftherapie kommt dann infrage, wenn der Tinnitus vermutlich auf einen Blutsauerstoffmangel im Innenohr zurückzuführen ist. Diese Therapie wird in mehreren Sitzungen in einer medizinischen Druckkammer durchgeführt. Der Patient bekommt in dieser Kammer, in der eine spürbare Druckerhöhung herrscht, reinen Sauerstoff zugeführt. Der Überdruck sorgt dafür, dass der Sauerstoff besser und schneller ins Blut gelangt und das Blut dementsprechend anreichert. Das hat wiederum ein erhöhtes Blutvolumen zur Folge, welches sich günstig auf den Blutfluss im Innenohr auswirken kann. Die HOB zeigt nur in wenigen Fällen Wirkung und erweist sich bei chronischen Tinnitus-Verläufen als gänzlich uneffektiv.

Medikamente bei Tinnitus

Auch die medikamentöse Behandlung des Tinnitus gilt als umstritten. Obwohl Patienten immer wieder Präparate wie Neurotransmitter oder Durchblutungsförderer verordnet bekommen, bleiben die Symptome häufig weiter bestehen. In einigen Fällen werden jedoch Erfolge durch Antidepressiva-Therapien und Lokalanästhetika wie Lidocain verzeichnet. Im Vergleich zum tatsächlichen Nutzen dieser Medikamente sind die Nebenwirkungen jedoch meist zu hoch, sodass immer mehr Betroffene auf die Einnahme von Tabletten ganz verzichten. Produkte aus der Naturmedizin zeigen hingegen kaum oder gar keine Nebenwirkungen und werden daher mittlerweile favorisiert. Besonders Präparaten aus Ginkgo wird eine hohe Wirksamkeit zugesagt.

Nahrungsergänzungsmittel

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung wirkt sich im Allgemeinen positiv auf die Gesundheit und auch auf die Durchblutung auf. Bei Mangelerscheinungen eignen sich daher auch Nahrungsergänzungsmittel. Besonders Magnesium kann den Blutfluss regulieren und eine Mangeldurchblutung wieder normalisieren. Mit etwas Geduld und einer Nahrungsergänzung mit Magnesium lässt sich ein Tinnitus daher in vielen Fällen lindern oder gar beheben. In schweren Fällen wird das Magnesium auch als Infusion verabreicht.

Magnetstimulation und Hirnschrittmacher

Studien geben erste Hinweise darauf, dass auch ein Hirnschrittmacher, wie er bei Hörstürzen oft zum Einsatz kommt, einen Tinnitus heilen kann. Ein Hirnschrittmacher kann die betroffenen Areale im Gehirn reaktivieren und deren Tätigkeit regulieren, sodass die lästigen Ohrgeräusche ausbleiben. Da der Eingriff nicht ganz unriskant ist, findet der Hirnschrittmacher heute jedoch bislang kaum Einsatz in der Tinnitus-Therapie. Anders die Magnetstimulation, im Rahmen derer die veränderten Hirnareale magnetisch gereizt und verformt werden. Dieser Therapieansatz zeigt erste Erfolge, die sogar bis zur kompletten Heilung des Tinnitus reichen. Dennoch wird auch dieses Verfahren hierzulande kaum angewendet.

Unkonventionelle Therapien

Da der Tinnitus in vielen Fällen rein medizinisch nicht behebbar ist, finden multimodale Ansätze immer mehr Anklang. Das heißt, die herkömmliche medizinische Behandlung wird um Entspannungs- und Psychotherapien ergänzt, die den Patienten das Leben mit den dauerhaften Ohrgeräuschen erleichtert.

Tinnitus-Retraining-Therapie

Die Tinnitus-Retraining-Therapie, kurz TRT, kommt vor allem bei subakuten und chronischen Verläufen zum Einsatz. Sie basiert auf der Annahme, dass die Ohrgeräusche aus dem Bewusstsein verdrängbar sind. Obwohl die TRT keine Heilung verspricht, kann sie die Beschwerden doch stark lindern. Im Rahmen eines Lernprozesses sollen Betroffene also erkennen, dass die Ohrgeräusche sich verstärken, je mehr sie in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Das Konzept basiert auf der Verdrängung und Missachtung der Geräusche, um sie schließlich im Laufe der Zeit in den Hintergrund rücken zu lassen.

Hörtherapie

Im Rahmen der Hörtherapie wird das bewusste Hören und Wahrnehmen gewünschter Klänge geschult. Verzerrte Töne und Ohrgeräusche werden dabei normalisiert und schließlich aus dem Bewusstsein entfernt. Die Aufmerksamkeit der Betroffenen richtet sich nach der Hörtherapie nicht mehr auf ihren Tinnitus, sondern auf andere, schönere Höreindrücke. Obwohl die Hörtherapie umstritten ist, zeigt sie doch langfristig gute Erfolge.

Psychotherapie

Die Psychotherapie kann den Tinnitus nicht lindern oder heilen. Sie kann lediglich helfen, mit dem Tinnitus zu leben. Betroffene lernen in einer Verhaltenstherapie Strategien kennen, die es ihnen ermöglichen, die Ohrgeräusche zu ertragen, zu überspielen und dennoch ein zufriedenes Leben zu führen, welches nicht nach dem Tinnitus ausgerichtet werden muss.

Entspannungsübungen

meditierende_FrauEin Tinnitus bedeutet Stress und Stress verstärkt den Tinnitus. Aus diesem Teufelskreis brechen immer mehr Betroffene mit Entspannungsübungen aus. Yoga, autogenes Training und progressive Muskelentspannung können dazu beitragen, seine innere Mitte zu finden und die Ohrgeräusche in den Hintergrund treten zu lassen. Nicht zuletzt eignen sich Entspannungstechniken auch wunderbar zum Vorbeugen, da sie Stress und Überforderung kompensieren können.

Hörsysteme

Je nach vorliegender Tinnitusfrequenz kann auch ein Hörgerät dazu beitragen, die lästigen Ohrgeräusche zu lindern. Mithilfe eines Hörgerätes, welches insbesondere bei gleichzeitig vorliegenden Höreinschränkungen verordnet wird, können frequenzgleiche Töne abgeschwächt und andere Töne hervorgehoben werden, sodass der Tinnitus, der an sich bestehen bleibt, nicht mehr hörbar ist.

Hilfe zur Selbsthilfe – aktiv gegen den Tinnitus

Auch Sie selbst können aktiv gegen Ihren Tinnitus ankämpfen. Verlassen Sie sich bestenfalls nicht nur auf medizinische Maßnahmen, deren Wirkung spät oder mitunter gar nicht eintritt. Stattdessen empfiehlt es sich, die drei goldenen Regeln der Tinnitus-Eigenbehandlung zu beachten

Die 3 goldenen Regeln:

1 – Stressreduktion

2 – Aktivität

3 – Stille vermeiden

Wichtig ist, dass Sie Ihr Stresslevel senken, denn übermäßiger Stress, egal ob im Berufs- oder Privatleben, verschlimmert den Tinnitus. Achten Sie jedoch darauf, sich niemals in absoluter Stille aufzuhalten. Auch, wenn Ruhe vermeintlich gut tut, schult sie nur Ihre Sinne. In stiller Umgebung treten die Ohrgeräusche umso mehr in den Vordergrund und löse neue Frustration aus. Setzen Sie stattdessen auf Aktivität und Unternehmungen, die Ihnen Spaß machen. Das verwöhnt die Seele und die Sinne und lässt das lästige Ohrgeräusch gleich deutlich in den Hintergrund rücken.

Tinnitus als Hilferuf der Psyche

Eine kranke oder überlastete Psyche kann dem Körper so einige Streiche spielen. Auch ein Tinnitus kann infolge nervlicher Überlastung auftreten. Besonders gefährdet sind hiervon Frauen, die grundsätzlich emotionaler agieren und reagieren. Streitigkeiten, ungelöste Probleme und Ärger, aber auch Stress, Kummer, Ängste und Sorgen legen sich nicht nur schwer auf den Magen, die beeinträchtigen auch das Gehirn und die Ohren. Wenn Sie also unter psychischen Belastungen und gleichzeitigen Ohrgeräuschen leiden, sollten Sie Ihr seelisches Wohlbefinden einmal genauer unter die Lupe nehmen. Werden die Stressfaktoren reduziert, verschwindet oftmals auch der Tinnitus wie von Zauberhand.

Tinnitus bei Kindern

Ohrenschmerzen KindDer Tinnitus ist keine typische Kinderkrankheit, dementsprechend selten tritt er in sehr jungen Jahren auf. Leidet ein Kind doch unter einem Tinnitus, sind häufig Mittelohrentzündungen oder Fremdkörper im Ohr dafür verantwortlich. In seltenen Fällen kann auch eine Schwerhörigkeit dahinter stecken. Eine gründliche Reinigung der Ohren kann also ebenso Abhilfe schaffen wie ein Hörtest und eventuell ein verordnetes Hörgerät. Im Falle einer Mittelohrentzündung sollten die Tinnitus-Beschwerden nach einer entsprechenden Antibiotikabehandlung wieder verschwinden. Liegt keine dieser Ursachen vor, kann der Tinnitus bei Kindern auch durch Schulstress, zu hohe Anforderungen oder Mobbing in der Schule ausgelöst werden. Die psychische Entstehungsform macht rund 15 Prozent aller Tinnitus-Fälle bei Kindern aus.

 

 

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